Restauration in der Denkmalpflege

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Fassadenzüge

Die Fassadenzug-Technik wurde im 19. Jahrhundert verstärkt für die Gestaltung von Fassaden eingesetzt. Die Architekturstile dieser Epoche (Neoklassizismus, Neobarock usw.) boten einen großen Reichtum an Bauzier. So war es nur natürlich, dass sich das Abziehen mit Profilschablone für die Gestaltung von geradlinigen Elementen wie Gesimsen, Sohlbänken, Öffnungsumrandungen und Blenden durchgesetzt hat. Bei der Gebäudeausschmückung bot es sich als Ersatz für die aufwändigen traditionellen Stuckarbeiten (aus Kalk, italienischem Puzzolan und Marmorstaub) an.

Bei der Fertigung von Fassadenzügen wird Romanzement als Dekorputz an die Wände der gewöhnlich aus Ziegelmauerwerk bestehenden Gebäude angebracht. Der Maurer musste wie bei den antiken Stuckarbeiten den feuchten Mörtel an die Mauer anwerfen und ihn gleichzeitig anhand einer Schablone in die gewünschte Form bringen. Der geübte Stuckateur warf den Mörtel auf einen durch Holzleisten oder Abziehlatten eingegrenzten Wandteil an und zog diesen dann mittels einer passenden Profilschablone ab. Diese Methode eignete sich perfekt zum Glätten von Gesimsen, Blenden und allen geradlinigen Elementen. Der Stuckateur konnte auch eine besondere Hohlform für ein komplexeres Profil einsetzen oder auch gelegentlich durch Schneiden und Modellieren des frischen Mörtels Originalformen schaffen.

Romanzement wird in Form von Mörtel nur mit dem Verzögerer TARDA oder als Beimischung zu natürlichem Kalk eingesetzt. Mit seiner Thixotropie, seiner Feinheit und Haftfähigkeit eignet er sich perfekt für das einwandfreie Anbringen von Gesimsen. Weiterhin zeichnet er sich durch schnelle Verarbeitung aus; Sims-Schichtdicken von 12 bis 15 cm lassen sich in mehreren Arbeitsgängen im Laufe eines halben Tages realisieren. Zahlreiche Gebäude haben seit dem frühen 19. Jahrhundert in England von diesem kostengünstigen Verfahren profitiert.


Ausführung

Dekorleisten und Gesimse in starken Schichtdicken werden häufig auf zwischengeschobene Bausteine oder Ziegel aufgetragen. Diese vorstehenden Elemente sind oft nicht oder nicht mehr richtig eingepasst. Daher ist bei einem umfangreichen Neuauftrag der Einbau eines Trägers zur Fixierung des Ausgleichsmörtels erforderlich. Dieser setzt sich aus einer Steckverbindung aus Messing oder Glasfiber und einer leichten Bewehrung aus diesen Materialien zusammen.


Dosierung in Richtwerten für Mörtel ausschließlich mit Romanzement (in Raumteilen)

Für eine Porosität, die einen guten Feuchtigkeitsdurchgang gewährleistet, ist eine niedrige Mörtel-Dosierung einzusetzen.

Beim Fassadenzugverfahren werden wie beim Verputzen unterschiedliche Mörtel angewandt. Die eingesetzten Zuschlagmittel werden vom Formkörper bis hin zur Fertigschicht von Mal zu Mal feiner. Eine letzte Stuckschicht (Mörtel aus Romanzement und einem sehr feinen Zuschlag wie Marmormehl) kann unmittelbar nach der Fertigschicht aufgezogen werden (a fresco).

Vorbereitung des Putzuntergrundes: Den Putzuntergrund gut nässen. Dann die Romanzement-Schlämme mit Bürste auf den benässten Stein auftragen. Das Ansteifen dieser Schicht abwarten, jedoch nicht bis zum Erstarren.

Formkörper: Einen Mörtel 1:2 Sand (0-4 mm) anmachen und einen Verzögerer zusetzen, d.h. je nach Temperatur 0,25 bis 0,5 Verschlusskappe TARDA/Liter Romanzement. Den Mörtel mit der Kelle anwerfen und mehrfach mit der Schablone abziehen, um überschüssige Masse zu entfernen. Wenn die aufgezogene Putzlage durch das Saugverhalten des Putzuntergrunds nicht mehr bearbeitbar ist, jedoch vor Erstarrungsbeginn, eine weitere Schicht anlegen.

Fertigschicht: Einen Mörtel 1:2 Feinsand (0-1 mm) anmachen und einen Verzögerer zusetzen, d.h. je nach Temperatur 0 bis 0,5 Verschlusskappe TARDA/Liter Romanzement. Im Hinblick auf eine bessere Extrusion soll der Mörtel sehr geschmeidig sein. Den Mörtel mit der Kelle anwerfen und bis zum Abziehen mit Schablone eine angemessene Zeit warten (d.h. bis die Mörtelkonsistenz für die Verarbeitbarkeit nicht mehr gegeben ist, aber nicht bis Erstarrungsbeginn). Dann eine weitere Schicht anlegen.

Dünne Farbdeckschicht: Einen Mörtel 1:1 Feinsand (0-1 mm) mit Pigmentzusatz oder 1:1 Marmormehl anmachen, mit Verzögerer 0 bis 0,5 Verschlusskappe TARDA/Liter Romanzement je nach Temperatur. Zur sauberen Abformung der feinen Kanten muss der Mörtel eine flüssige Konsistenz aufweisen. Er wird angeworfen oder mit der Bürste aufgetragen und anschließend mehrfach mit der Schablone abgezogen. Diese Arbeitsschritte bis zum Erhalt einer perfekten Oberfläche wiederholen.


Tipp

Um eine gute Haftfähigkeit zu erzielen, wird idealerweise nass in nass gearbeitet. Die Putzoberfläche ist vor Ansetzen der Schablone zu nässen. Es empfiehlt sich kleinere Anmachmengen vorzubereiten, die man in der zur Verfügung stehenden Zeit auftragen kann. Zwei Arbeiter können an der Baustelle eingesetzt werden, einer für das Anrühren, der andere für das Abziehen. Die Schablone ist anzusetzen, wenn der Mörtel die Konsistenz für die Verarbeitbarkeit zu verlieren beginnt. Während des Abziehvorgangs muss die Mörteloberfläche gut mit zerstäubtem Wasser versehen werden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im zeitgerechten Ansetzen der Schablone bei Ansteifungsbeginn der zuletzt aufgetragenen Schicht.

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